Sind wir zum Töten vorgeprägt?
Wir denken gern, nur Psychopathen sind Mörder, mit einer Art abnormaler Psyche, die nichts mit unserer gemein hat, oder der von irgendjemand, den wir kennen. Dennoch können sich die meisten von uns vorstellen in bestimmten Situationen zu töten, wie im Krieg, oder wenn eine geliebte Person bedroht wird.
Wie ‚natürlich‘ ist dieser Tötungsinstinkt? Können wir ihn je ganz überwinden?
In meinem neuen Buch ‚Bonobo Handshake‘ spreche ich über die tödliche Aggression unter einigen unserer nächsten Verwandten, den Schimpansen.
Was das Töten anlangt, haben Schimpansen und Menschen viel gemein.
1.) Die meisten Mörder sind männlich. Obwohl weibliche Schimpansen an Tötungen teilnahmen, sind die eigentlichen Mörder in der Regel Männchen. Ebenso ist es bei Menschen: das FBI berichtet, dass 2005 89% aller Tötungsdelikte von Männern begangen wurden.
2.) Männer greifen meistens bei einem Zahlenverhältnis von 1:3 an. Wrangham und Wilson berichten, dass sowohl Schimpansen als auch junge Männer in Gangs üblicherweise dann angreifen, wenn sie ihren Opfern zahlenmäßig um das Dreifache überlegen sind. Der Grund dafür? Drei sind das Minimum, um ein einzelnes Individuum sicher zu besiegen.
3.) Die Tötungsrate unter Menschen und Schimpansen ist in etwa dieselbe. Vor der Erfindung von Massenvernichtungswaffen, die es schließlich ermöglichte, Tausende von Menschen per Knopfdruck zu töten, lebten wir Menschen in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern, wobei wir genauso von den Früchten der Erde lebten wie Schimpansen. Watts und andere haben ermittelt, dass in solchen Gruppen die Tötungsrate identisch ist mit der unter Schimpansen.
4.) Wir töten aus denselben Gründen. Bei den meisten Tötungsdelikten geht es um Auseinandersetzungen um Frauen, rivalisierende Männer oder um Revierstreitigkeiten. Man denke nur an die großen Kriege. Trotz aller Behauptungen von Befreiung und Demokratie, worum ging es dabei wirklich?
Es ist erschreckend, wie viel wir mit Schimpansen gemeinsam haben. Zum Glück haben wir auch einige Gemeinsamkeiten mit unserem nächsten Verwandten, dem Bonobo. Wie wir können Bonobos extrem kooperativ und tolerant sein. Bonobos töten einander nicht, und sie sind nicht gerade gewalttätig.
Der Schlüssel zum Verhalten der Bonobos scheint die Toleranz zu sein. In unserer Studie aus dem Jahr 2007 haben wir herausgefunden, dass es die Toleranz ist, die Bonobos kooperativer macht als Schimpansen. Darüber hinaus haben wir entdeckt, dass Bonobos in angespannten Situationen physiologisch ganz andere Reaktionen zeigen als Schimpansen.
Wenn es nur einen Haufen von Essen gibt, zegen Bonobos einen Anstieg von Cortisol, einem Stresshormon, während Schimpansen Spitzenwerte von Testosteron aufweisen. Das bedeutet, dass bei aufziehendem Ärger Bonobos in Stress geraten, Schimpansen hingegen in Kampfeslust.
Diese physiologischen Prozesse sind etwas, das weder Bonobos noch Schimpansen kontrollieren können. Als Menschen jedoch müssen wir herausfinden, in welcher Situation wir mehr Schimpanse als Bonobo sind, und unser Verhalten verbessern.
Beispielsweise sehen wir in der Geschichte während Rezessionsphasen bei knapper werden Ressourcen einen Einbruch der Einwanderungszahlen (wie die Einwanderungsstragegie des Staates Arizona).
Um die Tötungsrate zu senken, muss man also in Analogie herausfinden, wann ein Mord am wahrscheinlichsten geschehen könnte (wieder, wegen Frauen, als Angriff auf Rivalen, oder Revierkämpfe).
Die meisten Menschen reagieren auf die Behauptung einer physiologischen Grundlage der Aggression mit Abwehr. Doch bevor nicht sämtliche Faktoren berücksichtigt sind, werden wir dieselben Fehler wieder und wieder machen.
Mein neues Buch ‚Bonobo Handshake‘ ist erschienen, zu haben bei Amazon oder auf meiner Website www.bonobohandshake.com.
No comments:
Post a Comment